Grundlagen der Genetik



Oftmals wird man von seinen Mitmenschen belächelt, wenn man sagt, dass man Kaninchen züchtet.

Ganz nach dem Motto: "Was ist denn schon dabei? Die Karnickel vermehren sich doch von ganz alleine!"

 

So einfach ist es aber nicht und genau hier liegt der Unterschied, was einen "Züchter" von einem "Vermehrer" unterscheidet!

 

Ein Züchter setzt gezielte Verpaarungen und hat nicht zig Würfe im Jahr, wo die Kaninchen sich unkontrolliert vermehren! Er macht sich vor jeder Verpaarung Gedanken und wacht mit Vorfreude über die trächtige Häsin, bis diese dann die Babies zur Welt bringt. Tägliche Nestkontrolle gehören dann ebenso dazu wie die Kontrolle, ob es dem Muttertier gut geht. Verlassen die Babies das Nest, wird sich ein guter Züchter weiterhin viel mit den Kleinen beschäftigen, damit diese bei Abgabe zutraulich und menschenbezogen sind! Dies ist die Basis für ein harmonisches und stressfreies Zusammenleben von Mensch und Kaninchen!

 

Deshalb sollte jeder Züchter zumindest Grundkenntnisse in der Kaninchengenetik besitzen! Doch was versteht man eigentlich unter "GENETIK"?

 

Genetik ist eine Wissenschaft, die sich mit den Gesetzmässigkeiten der Vererbung beschäftigt. Dadurch kann man ganz geziehlt bestimmte Merkmale, die man haben möchte züchten und andere, die nicht erwünscht sind, wegzüchten.

 

Eine Neukombination von Erbanlagen entsteht durch eine geschlechtliche Fortpflanzung. Dabei werden 50% der der mütterlichen und 50% der väterlichen Chromosomen an die Nachkommen weitergegeben. Das Kaninchen hat 44 Chromosonen. D.h., es werden 22 Chromosonen der Mutter und 22 Chromosonen des Vaters weitergegeben.

So haben auch die Kinder wieder 44 Chromosonen (welche Chromosonen sie von wem bekommen, bleibt allerdings dem Zufall überlassen).

 

REZESSIV UND DOMINANT

Bei der Kaninchenzucht begegnet man immer wieder den Begriffen "Rezessiv" und "Dominant". D.h., ein Merkmal kann rezessiv oder dominant vererbt werden. Ein dominantes Allel (ein Allel ist die Ausprägungsform eines Genes) überlagert dabei immer ein rezessives Gen.

Anders gesagt bedeutet das, dass dominante Gene sich bei der Verpaarung durchsetzen (dominant=vorherrschend). Rezessive Gene können zwar in einem Tier vorhanden sein, werden aber von dominanten Genen überlagert. Daher sind rezessive Gene (rezessiv=zurücktretend) nicht immer erkennbar!

 

Beispiel:

 Ein rein schwarzes Kaninchen und ein rein schwarzes Kaninchen bekommen schwarze Kaninchen, da schwarz dominant ist.

 

Ein weisses Kaninchen und ein weisses Kaninchen bekommen weisse Kaninchen, obwohl das Gen rezessiv ist. Es ist aber kein dominantes Gen da.

 

Ein rein schwarzes Kaninchen und ein weisses Kaninchen bekommen schwarze Kaninchen, da schwarz sich als dominante Farbe durchsetzt. Diese Nachkommen tragen aber zum Teil das weisse Gen in sich und können mit einem weissen Kaninchen auch wieder weisse Nachkommen zeugen.

 

Hier nochmal ein anderes Beispiel, diesmal mit der Haarstruktur!

"Normalhaar" ist "dominant", "Satinhaar" z.B. ist "rezessiv"!

 

Verpaart man nun also Normalhaar mit Normalhaar, fällt 100% Normalhaar.

 

Verpaart man "Satin" mit "Satin", fällt 100% Satin.

 

Verpaart man "Normalhaar" mit Satin, fallen 100% Satinträger (Tiere haben "Normalhaar", tragen aber das Satingen).

 

Verpaart man "Satin" mit "Satinträger", fallen 50% Satin und 50% Satinträger.

 

Verpaart man "Satinträger" mit "Satinträger", fallen 25% Satin, 50% Satinträger und 25% "kein Satin".

 

Verpaart man "Satinträger" mit Normalhaar, fallen 50% Satinträger, 50% kein Satin.

 

GENOTYP UND PHÄNOTYP

Der Genotyp sind die erblichen Veranlagungen der Kaninchen (welche Gene und Erbanlagen sie in sich tragen), der Phänotyp ist das Erscheinungsbild/Aussehen. Also die ausgeprägten Gene und Erbanlagen.

Ein Kaninchen kann also z.B. schwarz sein (Phänotyp), aber trotzdem auch die Erbanlage für weisses Fell in sich tragen (Genotyp) und bei der Verpaarung so ggf. auch weisse Babies zeugen.

 

HOMOZYGOT UND HETEROZYGOT

Je reinerbiger ein Kaninchen ist, dest eher lässt sich vorhersagen, was es für Nachkommen bekommen wird. Ist ein Kaninchen reinrassig, so wird es auch als homozygot bezeichnet, ein Mischling ist heterozygot.

 

MUTATION UND MODIFIKATION

Es finden immer wieder Veränderungen im Aussehen der Kaninchen statt. Grund hierfür kann eine Mutation sein. Ist von der Veränderung nur das Aussehen betroffen, nicht aber die Erbanlagen, so handelt es sich um eine Modifikation

(somatische Mutation). Diese Veränderungen werden nicht vererbt! 

 

Ist auch die Erbanlage von der Mutation betroffen, wird diese weitervererbt. Dies nennt man dann Keimbahnmutation.

 

Die Mutationsrate kann z.B. durch Unwelteinflüsse (Mutagene) drastisch erhöht werden! Diese sind z.B. UV-, radioaktive und Röntgenstrahlung, aber auch Chemikalien!

 

Mutationen können sich sowohl positiv als auch negativ ausprägen. Viele Fellfarben sind durch eine Mutation entstanden, aber auch einige Erbkrankheiten.

 

LEUZISTISCHES WEISS ODER ALBINISMUS?

Viele Betrachter denken beim Anblick eines weissen Kaninchens mit blauen Augen an einen "Teilalbino".

Dies ist aber nicht korrekt! Denn bei weissen Tieren mit blauen Augen kommt der "Leuzismus" oder das "leuzistische Weiss" zum Tragen = "Farbunterdrückung" die eine "Vollpigmentierung" verhindert.

 

Unter einem "Albino" versteht man ein Lebewesen mit einem erblich gestörten Vermögen zur Farbbildung. Davon betroffen sind Haare, Haut und Augen.

"Albinos" haben nicht nur weisses Fell, sondern auch rote Augen!

Das kommt daher, dass bei Albinos im Gegensatz zum Leuzismus die Iris (Regenbogenhaut) des Auges völlig farblos ist. Dadurch schimmern die Adern des Augenhintergrundes durch die Iris hindurch - das Auge erscheint rot.

 

Bei "Albinos" kommt des öfteren ein sogenanntes "Kopfschaukeln" vor. Das liegt daran, dass diese Tiere aufgrund der ungefärbten Iris eine andere Sichtweise haben. Oftmals wird dieses Verhalten in fremder Umgebung gezeigt, aber auch, wenn etwas Fremdes wahrgenommen wird.

 

Die "letzte Stufe" vor dem Teilalbinismus findet man bei den sogenannten "Russenkaninchen". Diese Tiere kennzeichnet eine rein weisse Behaarung und farblose (rot scheinende) Augen. Die Abzeichen sind farbige Ohren, eine scharf abgrenzende Maske, farbige Blume und farbige Läufe. Diese Kombination zwischen den Abzeichen und einem ansonst rein weissen Fells nennt man auch "Spitzenfärbung". Sie entsteht durch Kälte!

 

 


Manuela Beran

www.schlappohr-juwelen.de

Danke das ich diesen Text Kopieren durfte